18.07.2022

Begeisternde Soirée mit dem Pianisten Marlo Thinnes

Ein laues Sommerlüftchen wehte über das hohe Plateau der Bergehalde in Ensdorf, als der saarländische Pianist Marlo Thinnes vor 240 Zuschauern in die Tasten des schwarzen Flügels griff.

Foto: Vic Thomé, Luxemburg

Nach der Begrüßung durch das Vorstandsmitglied Volker Hagelstein begann Marlo Thinnes die Soirée ganz nach traditionellem Muster mit 2 Stücken, der Sinfonia aus der Ratswahlkantate und dem Siciliano von Bach, die er in der Transkription von Wilhelm Kempff mit mathematischer Präzision und klanglicher Intensität vortrug.

Bei strahlendem Sonnenschein gestaltete der Pianist das weitere Konzert so, dass das Publikum viel Interessantes, darunter viel Wissenswertes wie auch einige Anekdoten zu den einzelnen Stücken erfuhr.

Nach dem Auftakt durch Bach stand im Mittelpunkt des ersten Teils des Konzerts Beethovens große Waldsteinsonate, ein Werk, das zu den beliebtesten Sonaten Beethovens gehört, geprägt von einer sprühenden Lebendigkeit und tiefen Leidenschaft. Thinnes zeigte sich als der hierfür bestens geeignete Interpret. Fest zupackend hämmerte er das charakteristische Staccato am Anfang des ersten Satzes, nahm die Zuhörer mit in den 2. Satz mit gedämpftem, ruhigem Farbenspiel hinüber in das Rondo des sanglichen 3. Satzes mit hurtigen Auf- und Abwärtsläufen und langgezogenen Trillern bis zum mächtigen Schlussakkord. Marlo Thinnes, der titanenartige Qualitäten in seinen Interpretationen zu entfalten vermag, stand am Ende des fast halbstündigen Werkes wie ein Sieger am Flügel, die Besucher spendeten Beifall mit Bravo-Rufen.

Nach der Pause des Konzerts folgte Liszt. Mit der Darbietung des Liebestraums zeigte Marlo Thinnes eine ganz andere pianistische Seite. Gefühlvoll vorgetragen reagierte das Publikum sichtlich ergriffen, auf der Bergehalde wurde es ganz still.

Als Kontrast erlebten die Zuschauer mit der g-moll Ballade von Chopin ein Wechselbad der Gefühle. Hier offenbarte Thinnes sein ganzes pianistische Spektrum und seine besondere Affinität zu Chopin.

Mit den 3 Préludes von Rachmaninoff, darunter das berühmte cis-Moll op. 3, gab es für die Besucher musikalische Entspannung. Schön anzuhören erfreuten die Miniaturwerke mit ihrer Melodik die Ohren der Besucher.

Und dann kam mit Horowitz und seinen Carmen-Variationen der fulminante Schluss des Konzerts. Marlo Thinnes stellte mutig unter Beweis, dass es doch möglich ist, dieses schier unspielbare Stück zu spielen. Das Publikum hielt förmlich den Atem an und schaute gebannt auf den Flügel. Als der Pianist nach dem letzten Akkord vom Flügel aufsprang, hielt es auch die Zuschauer nicht mehr auf ihren Sitzen und gaben dem Künstler stehenden Applaus.


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